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ChatGPT im Therapiegespräch: ein Experiment – #geradejetzt

Kann ChatGPT Therapie?

Überall ist er gerade zu finden: in Zeitungen, auf Social Media, in Internet-Videos. Die Rede ist vom Chatbot ChatGPT, der auf künstlicher Intelligenz (auch Artificial Intelligence/AI genannt) beruht. Wir haben ihn ausprobiert. Was geschieht, wenn man die AI bei psychischen Problemen um Hilfe fragt?

Inhalt

Was ist ChatGPT?

ChatGPT ist ein neu erschienener, auf einer künstlichen Intelligenz basierenden Chatbot. ChatGPT besteht aus einem KI-Modell und einem Dialogsystem, die es dem:der Benutzer:in ermöglicht, eine Konversation mit dem Chatbot zu führen. Das Programm verarbeitet den von dem:der Nutzer:in geschrieben Text und reagiert darauf. Der Chatbot kann auf Fragen und Befehle antworten und auf Basis dessen neue Inhalte erstellen – so ist es sogar möglich, neue kreative Inhalte, etwa Geschichten, zu kreieren. Dafür wurde das Programm mit Millionen Texten aus dem Internet trainiert. Wie genau die Technologie funktioniert, bleibt das Firmengeheimnis des Herstellers OpenAI.
Das Programm funktioniert verblüffend gut. Es versteht, was geschrieben wird, es kann geschriebenes in Kontexte einbetten, es versteht sogar Humor. ChatGPT ist nicht für eine spezielle Art von Dialog erstellt worden, sondern kann verschiedene Formen der Konversation führen: von faktenbasierten Nachfragen bis hin zu freundschaftlichen Plausch. Kann sie auch Therapiegespräche führen?

AI-Chatbots in Therapie

Unter Wissenschaftler:innen ist die Diskussion um Therapie-Gespräche mit einer AI groß. Vor- und Nachteile werden abgewogen: Ein Chatbot kann wohl keinen Menschen ersetzten, dafür ist ein Programm immer und überall erreichbar. Bei ChatGPT tippt man in ein Chatfenster auf einer Webseite, wie man es von allen gängigen Messenger-Diensten kennt. Nur das kein Mensch, sondern eine Maschine antwortet.

ChatGPT ist nicht speziell auf Therapie-Gespräche ausgerichtet – aber immer mehr Menschen sind von psychischen Erkrankungen betroffen, der Mangel an Therapieplätzen ist groß, wir nutzen zunehmend digitale Hilfsmittel. Der Griff zu Chatbots ist also naheliegend, unabhängig davon, ob die Technik darauf ausgerichtet ist. Also haben wir ausprobiert, was geschieht, wenn man der AI dennoch persönliche Probleme und Gedanken anvertraut.

 

Dafür haben wir zwei Szenarien entworfen: Wie reagiert die AI auf die Beschreibung klassischer Symptome einer Angst-Erkrankung? Und wie auf depressive bis suizidale Gedanken?

 

Therapiegespräch mit der AI

Angst

Therapie Gespräch mit ChatGPT bei Angst

Schon zu Beginn des Gesprächs schlägt ChatGPT professionelle Hilfe vor und fragt nach den klaren Symptomen. Bei den vagen Beschreibungen, dass gerade “alles zu viel” sei, gibt die AI praktische Tipps – ähnlich wie in der kognitiven Verhaltenstherapie. (Wenn du mehr darüber lesen willst, klicke hier).

Therapie Gespräch mit ChatGPT bei Angst
ChatGPT reagiert emphatisch, zumindest so emphatisch, wie es sich anfühlen kann, wenn ein Computerprogramm auf einer Website antwortet, auf die Dinge, die ihm anvertraut werden. ChatGPT bietet gedankliche Modelle aufgelistet an – diese nicht nur theoretisch zu lesen, sondern auch in Gedanken und Emotionen zu übertragen ist allerdings eine große Aufgabe für einen Chattenden in Not.

Suizidale Gedanken

ChatGPT bietet Hilfe in Form von Vorschlägen zu praktischen Übungen (Atmen, Meditieren, Yoga, Spaziergänge) an. Außerdem listet der Chatbot gedankliche Modelle auf, zum Beispiel in kleinen Schritten zu denken und den eigenen Prozess zu beobachten. Das alles erfordert viel Reflexionsfähigkeit vom Chattenden.

Wir haben simuliert, dafür keine eigene Kraft zu haben.

Therapie Gespräch mit ChatGPT bei suizidalen Gedanken
Therapie Gespräch mit ChatGPT bei suizidalen Gedanken

Bei den Problemen, die wir der AI geschildert haben, hat sie beständig auf professionelle Hilfe verwiesen. Weder ist es Realität, noch der Anspruch, dass ChatGPT eine:n Psychotherapeuten:Psychotherapeutin ersetzt.

Bei der konkreten Schilderung suizidaler Gedanken reagiert ChatGPT ernst und verweist auf Suizidpräventionsprogramme. Auch als wir in dem Chat aufgelöst haben, nur einen Test gemacht zu haben, wurde weiterhin auf Hilfsprogramme und die Ernsthaftigkeit des Themas aufmerksam gemacht.

Unser erstes Fazit

Wie genau die AI auf die geschriebenen Texte antwortet, beeindruckt. Die Antworten auf Anfragen zu psychischen Problemen klingen nach einem Lehrbuch: negative Gedankenspiralen durchbrechen, Bewegung, professionelle Hilfe. Aber vielleicht ist gerade das das Gute – auf die Probleme wird ernst reagiert, ohne anzudeuten, dass der Chat eine direkte Abhilfe schaffen kann. Auch wenn man sich das womöglich wünschen würde.

ChatGPT ruft zu Selbstfürsorge auf und gibt Impulse – das fühlt sich an wie ein interaktives Selbsthilfebuch. Jemanden in Not damit emotional zu erreichen scheint schwer.

Nun ist ChatGPT ein Zwischenschritt hin zu immer leistungsfähigeren und auf bestimmte Situationen zugeschnittene Chatbots. Es bleibt also spannend, wie emphatisch eine Maschine sein kann und ob sie einen tatsächlichen Einsatz in der Behandlung mit psychischen Erkrankungen finden – oder ob sie weiter Tipps geben, die man sich auch ergoogeln kann.

Wie findest du den Gedanken, einer künstlichen Intelligenz deine persönlichen Sorgen anzuvertrauen? Glaubst du, dass die Technologie in Zukunft Teile der Therapie ersetzen kann? Hast du vielleicht selber Erfahrungen mit Chatbots? Schreib uns eine E-Mail oder auf Instagram!

Dieser Beitrag wurde von einer ärztlichen Psychotherapeutin redigiert. 

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Maja

“Psychische Erkrankungen begegnen uns häufiger als wir denken. Wir müssen hinsehen und darüber reden.”