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Dialektisch-Behaviorale Therapie #geradejetzt

Was sind Skills?

Menschen mit psychischen Erkrankungen sprechen oft von “Skills”. Auch hier auf dem Blog ist das Wort schon oft gefallen. Aber was bedeutet das eigentlich in der Psychotherapie? Eine Begriffserklärung.

Inhalt

Was sind Skills?

Bei dem Wort Skills denken die meisten vermutlich als Erstes an antrainiertes Können, Begabungen, oder vielleicht an Soft-Skills wie Kommunikations- und Teamfähigkeiten. In der Psychotherapie bedeuten Skills aber etwas anderes. Sie bezeichnen Techniken, die es Patient:innen erleichtern, mit bestimmten Situationen, etwa Panik- oder Angstattacken besser umgehen zu können. Das sogenannte Skill-Training ist Teil der dialektisch-behavioralen Therapie (DBT). Unterschiedliche Skills lassen sich in verschiedenen Kategorien zuordnen. So zählen etwa Achtsamkeitsübungen, Rituale zur Stärkung des Selbstbewusstseins oder Einschlaf-Übungen ebenfalls zu Skills.

DBT-Therapie

Die Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT) entstand in den 1980er-Jahren und ist speziell für chronisch suizidale Menschen und Borderline-Patient:innen entworfen worden. Die Basis der DBT-Therapie ist die kognitive Verhaltenstherapie. Die DBT unterscheidet sich von kognitiver Verhaltenstherapie dadurch, dass sie einen besonderen Fokus auf die Akzeptanz auftretender Verhaltensweisen oder Zustände legt. Um damit einen Umgang zu entwickeln, wird in der DBT besonders mit diesen auftreten Verhaltensweisen gearbeitet. Unkontrolliertes Verhalten der Patient:innen wird in der Therapie mit dem Ziel untersucht, es vorhersehbar zu machen, damit der:die Patient:in das eigene Verhalten positiv umlenken kann. Hier helfen Skills den Betroffnen, um mehr Eigenkontrolle in Momenten hoher Anspannung oder Emotionalität zu erlangen.

Mittlerweile ist Skill-Training aber nicht nur bei Menschen mit Borderline häufig ein Bestandteil der Therapie, sondern auch für Menschen mit anderen psychischen Erkrankungen, wie etwa Angst- oder posttraumatischen Belastungsstörungen.

Wenn Du mehr über kognitive Verhaltenstherapie wissen willst, klicke hier.

Formen von Skills

Alle Formen der Skills haben gemeinsam, dass die angewendeten Techniken vor oder innerhalb einer schwierigen Situation für die Patient:innen unterstützend wirken sollen. So kann einem Menschen mit einer Angststörung, für den Bahnfahrten eine besondere Herausforderung darstellt, zum Beispiel eine bestimmte Atemübung helfen, mit der er oder sie sich vor oder während der Fahrt beruhigen kann.

Auch für Menschen, die Probleme mit ihrer Emotionsregulierung oder impulsivem Verhalten haben, können Skills hilfreich sein, die bei einem hohen Anspannungslevel beruhigend wirken.

Insbesondere für Menschen, die unter Selbstverletzendem oder Dysfunktionalem Verhalten, also schädigendem Verhalten, leiden, können Skills eine gute Technik darstellen. Durch sogenannte “Ersatzhandlungen” lernen die Betroffenen Techniken und Handlungen, die sie anwenden können, wenn sie das Bedürfnis nach Selbstverletzendem Verhalten verspüren. Eine dieser Ersatzhandlungen kann es zum Beispiel sein, dass sich Betroffene ein in Stoff eingewickeltes Kühlpack auf die Haut. So spürt der oder die Betroffene einen starken körperlichen Reiz, ohne sich selbst zu verletzen.

In der Psychotherapie, speziell in der Verhaltenstherapie, werden mit den Patient:innen Skills während in der Therapie eingeübt. So haben psychisch Erkrankte die Möglichkeit, eigene Skill-Ketten, also eine Abfolge von unterschiedlichen Skill-Handlungen zu erarbeiten.

Für manche Skills sind Hilfsmittel, wie Akupunktur-Ringe oder Wärmesalben, die Körperliche Reize auslösen und damit die Konzentration auf ein Gefühl bündeln können, hilfreich. Für einige Patient:innen eignet es sich daher, eine Skill-Tasche zu packen und immer dabei zu haben, um in Alltagssituationen auf kleine Hilfsmittel zurückgreifen zu können.

Skills bei Dissoziation

Gerade für Menschen, die unter dissoziativen Zuständen leiden kann es wichtig sein, Hilfsmittel zum skillen dabei zu haben.

Das Wort Dissoziation kommt aus dem lateinischen und bedeutet “trennen” oder “schneiden”. Bei einer psychisch bedingten Dissoziation bedeutet das, dass Gefühle, Wahrnehmung und das Denken von der Person abgetrennt werden. Bei sehr starken Dissoziationen kann es vorkommen, dass die betroffene Person nicht mehr ansprechbar ist und nicht auf Geräusche oder Berührungen reagiert, ähnlich wie bei einer Ohnmacht. Besonders bei Menschen mit traumatisch bedingten Belastungsstörungen, können Dissoziation auftreten, wenn äußere Reize zu überstimulieriung führen, oder sie getriggert sind. Bestimmte Skill-Mittel, wie beispielsweise starke Gerüche, können helfen, Menschen aus einer Dissoziation zurück in einen bewussten Zustand zu helfen.

Skills für alle

Skills können aber nicht nur für Menschen mit psychischer Erkrankung hilfreich sein. Schließlich kennen die meisten starke Anspannungszustände, ohne dass diese Symptom einer Erkrankung sind, zum Beispiel wenn sie aufgeregt sind. Atem- oder Konzentrationsübungen können im Alltag für alle hilfreich sein. Viele Menschen benutzen Skills auch ganz unbewusst, wenn sie zum Beispiel an einem Ring an ihrem Finger herumspielen, um ihre Hände zu beschäftigen und sich dadurch besser konzentrieren zu können, oder durch tiefes Ein- und Ausatmen in einem Moment der Anspannung. Uns allen können Skills im Alltag helfen, ob mit oder ohne psychischer Erkrankung.

Dieser Beitrag wurde von einer ärztlichen Psychotherapeutin redigiert. 

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Maja

“Psychische Erkrankungen begegnen uns häufiger als wir denken. Wir müssen hinsehen und darüber reden.”